Raphael Höfinger

Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision

Was ist Parentifizierung und wie kann Psychotherapie dabei helfen?

Parentifizierung ist die Umkehr in der Beziehung zwischen Eltern und Kind.

Bei der Parentifizierung kommt es zu einem Wechsel der Rollen zwischen Eltern und Kind. Das Kind übernimmt die Rolle eines Elternteils und ein Elternteil oder beide Eltern nehmen die kindliche Rolle ein. Das Kind wird „parentifiziert“, zum Elternteil gemacht. Es kann kein Kind mehr sein. Stattdessen ist es mit Erwachsenenaufgaben konfrontiert, die es überfordern und in seiner Entwicklung einschränken.

Sind Sie etwa betroffen und suchen Sie Unterstützung?

Als Psychotherapeut kann ich Sie dabei begleiten, Parentifizierung erkennen zu können und diese aufzulösen.

Unser Ziel ist es, Sie von dieser Last zu befreien und eine normale Eltern-Kind-Beziehung leben zu können.

Ein paar Beispiele von Parentifizierung

Die Parentifizierung kann sich auf verschiedene Arten zeigen z.B.:

  • Die Mutter, die ihre Probleme an ihr Kind heranträgt und sich vom Kind emotional auffangen und stützen lässt. Also eine emotionale Versorgung, die tatsächlich dem Kind durch die Eltern zu Teil werden sollte.

  • Der Vater, der gewisse Erledigungen nicht selbst macht sondern, diese seinem Kind überträgt, z.B. „Geh für mich einkaufen und dann koch dem Papa was!“. Also eine Art von physischer Versorgung, die dem Kind zu Teil werden sollte

  • Eltern die ein Kind zum/zur Friedenstifter*in in der Familie machen und es damit zwischen Geschwistern, Eltern und anderen Familienmitgliedern vermitteln soll. Eine Aufgabe, die von den Eltern zu erfüllen wäre

  • Manchmal wird auch ein Kind von einem Elternteil als Ersatz für einen Partner/ eine Partnerin gemacht, der/die entweder nicht vorhanden ist oder die Rolle der Partnerin/ des Partners nicht wie gewünscht ausfüllt – sogenannter Partner*innenersatz

Finden Sie sich in manchen dieser Beispiele wieder?

Wie wirkt sich Parentifizierung aus?

Parentifizierung führt häufig dazu, dass Kinder dann in ihrem Leben als Erwachsene beeinträchtigt sind.

Wurden Sie als Kind nicht gut versorgt und konnten so in manchen Lebensbereichen nicht den Weg ins Erwachsenenleben finden?

Vielleicht fehlt es ihnen an bestimmten kindlichen Erfahrungen, die für die Entwicklung wichtig gewesen wären. Möglicherweise mussten sie Aufgaben übernehmen, die zu schwierig für sie waren und für die sie einfach noch zu jung waren

Hier wieder ein paar Beispiele. Diesmal, wie sich eine Parentifizierung in ihrem Erwachsenenleben auswirken kann:

  • Erwachsenen, die als Kinder parentifiziert wurden fehlt es häufig an emotionalen Ressourcen, welche im Kindesalter aufgebaut werden. Beispielsweise die bedingungslose Zuwendung ihrer Eltern zum Aufbau von Selbstwert und Selbstbewusstsein.
  • Es kann sein, dass sie Schwierigkeiten haben, Hilfe anzunehmen oder sich in einer Beziehung auch einmal versorgen zu lassen. Dies weil sie es nicht kennen wie es ist auch einmal selbst versorgt zu werden.
  • Vielleicht teilen sie ihre eigenen Probleme nicht mit ihren Freund*innen und Partner*innen, weil sie gelernt haben, dass sich niemand um ihre Probleme kümmert. Stattdessen mussten sie stets für andere da sein
  • Vielleicht haben Sie auch Schwierigkeiten in ihrer Paarbeziehung, weil Sie für Vater oder Mutter Partner*innenersatz waren. Das führt häufig dazu, dass Sie sich schwer von ihren Eltern lösen können. Dadurch dann wiederum Schwierigkeiten haben, sich auf eine Beziehung mit einem/einer Partner*in einzulassen

Welche Möglichkeiten gibt es, um Parentifizierung entgegenzuwirken bzw. diese aufzuarbeiten?

Was können Sie tun, wenn Sie merken, dass in ihrer Familie Parentifizierung passiert ist? Nun da gibt es verschiedene Möglichkeiten und vor allem auch abhängig davon, in welcher Rolle Sie sich befinden.

Für Menschen, die als Kinder parentifiziert wurden:

  • Für Sie ist es vor allem wichtig, Möglichkeiten zu finden, Ihre Kindheit ein Stück weit nachzuholen. Vielleicht war ihr Vater nie als Vater für Sie da. Dann kann jemand anders für Sie vielleicht eine Vaterfigur sein
  • Auch das ganz einfache Gefühl, in einer Freundschaft oder Paarbeziehung auch einmal versorgt zu werden ist sehr heilsam
  • Auch gibt es da einen wunderschönen Satz zur Bedeutung von Freundschaften nach Parentifizierung: „Ihre Freund*innen werden nie ihre Eltern sein, aber sie können hin und wieder ihre Eltern spielen“

Auch schon sich über die Parentifizierung im Klaren zu sein, kann Ihnen ein Stück Erleichterung und Besserung in Ihrem Leben geben.

Sein Sie sich auch bewusst, selbst wenn Sie schon erwachsen sind, ist es noch möglich, die Beziehung zu ihren Eltern positiv zu verändern. Wenn es für Sie möglich erscheint, suchen Sie das Gespräch mit ihren Eltern. Sie sind zwar kein Kind mehr, aber manches lässt sich mit Ihren Eltern auch jetzt noch nachholen.

Für Eltern, die ihre Kinder parentifizieren/ parentifiziert haben:

Für Sie ist es wichtig, dass Sie erkennen, was in der Beziehung zwischen Ihnen und ihrem Kind abläuft. Warum versuchen Sie Ihrem Kind die Erwachsenenrolle zu geben? Und was erhoffen Sie sich davon?

Wenn Sie sich dessen einmal bewusst sind, ist das ein erster guter Schritt. Was für Möglichkeiten gibt es für Sie sich das erhoffte von anderer Seite nämlich anderen Erwachsenen zu holen. Häufig geht es dabei auch wie vorher beschrieben um das Nachholen Ihrer eigenen Kindheit.

Gerne helfe ich Ihnen in meiner psychotherapeutischen Praxis die Parentifizierung in Ihrer Familie aufzuarbeiten und aufzulösen.

Egal ob als Kind oder Erwachsene/r.

Sie haben noch nie eine Psychotherapie gemacht?

Hier eine kurze Erklärung wie eine Psychotherapie abläuft:

  • Erstgespräch (1 Stunde): Im Erstgespräch erzählen Sie mir zum ersten Mal, warum Sie Psychotherapie machen wollen. Ich bekomme dadurch einen Ersteindruck von Ihrer Thematik und Ihrem Therapieziel. Umgekehrt bekommen Sie ein Gefühl dafür, sie ich als Therapeut und Mensch bin.

  • Anamnesegespräch (ungefähr 2 bis 5 Stunden): Hierbei gehen wir Ihre ganze bisherige Lebensgeschichte durch, von Ihren ersten Kindheitserinnerungen bis hin zu Ihrer aktuellen Lebenssituation. Dadurch habe ich einen ersten Überblick und kann für die weitere Psychotherapie aus diesem Wissen schöpfen.

  • Die Therapie (ungefähr 50 bis mehrere hundert Stunden): Ab hier bestimmen Sie die Richtung. In Ihrer Psychotherapie darf alles Thema sein, von ganz alltäglichen Geschichten bis hin zu Dingen, über die Sie mit niemandem Sonst reden würden. Von frühesten Kindheitserlebnissen bis hin zu einem Gedanken, der Ihnen auf dem Weg zur Therapiestunde gekommen ist. Ich stehe Ihnen mit all meiner Aufmerksamkeit und Empathie zur Verfügung.

  • Abschlussphase (ungefähr 1 bis 10 Stunden): In der Abschlussphase Ihrer Psychotherapie lassen wir Revue passieren, was sich alles getan hat in der Zeit in der Sie ihre Psychotherapie gemacht haben. Dadurch werden Sie sich Ihrer Entwicklung bewusster. Oft wird auch die Häufigkeit der Therapiestunden am Schluss reduziert z.B. von einmal pro Woche auf alle 14 Tage. Somit wird die Therapie quasi „ausgeschlichen“ und Sie können sich leichter an die Zeit nach Ihrer Psychotherapie gewöhnen