Raphael Höfinger

Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision

Sexueller Missbrauch durch eine nahestehende Frau oder die Mutter

Sexueller Missbrauch durch die Kindesmutter ist eine häufig übersehene Form des sexuellen Missbrauchs.

Warum ist das so?

Es gilt als Tabuthema, dass auch eine Frau bzw. Mutter zur Täterin werden könnte. Dies hängt stark mit den Geschlechterrollen von Mann und Frau zusammen. Die Zuschreibung der Mutter als fürsorgliche und pflegende Figur für ihre Kinder lassen die Vorstellung des sexuellen Missbrauches nicht zu.

Wie empfinden die Betroffenen?

Selbst den Betroffenen fällt es oft schwer das was geschieht beziehungsweise geschehen ist, als sexuellen Missbrauch zu benennen. Frauen kümmern sich nach wie vor häufiger um die Kinder als Männer. Dadurch sind sie für die Kinder auch wichtige und präsente Bezugspersonen. Deshalb ist es Betroffenen oft selbst gar nicht möglich, die Mutter als Täterin zu sehen, weil dadurch eine wichtige Bezugsperson verloren ginge.

Die Dunkelziffer bei sexuellem Missbrauch durch Frauen ist hoch

Daraus resultiert auch eine hohe Dunkelziffer bei sexuellem Missbrauch durch Frauen – und somit auch bei Müttern. In den meisten Statistiken über sexuellen Missbrauch machen sie nur einen einstelligen Prozentanteil der Täter*innen aus. Jedoch wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen. Laut Schätzungen sind ca. 20% aller Täter*innen bei sexuellem Missbrauch weiblich.

Dies liegt auch daran, dass sexueller Missbrauch durch Frauen meist subtiler ist als durch Männer. Die Mutter übernimmt häufig die Pflege der Kinder. Dadurch kann es leicht zu Grenzüberschreitungen durch Zärtlichkeiten, körperliche Nähe und während der Pflege kommen.

Diese Überschreitungen passieren graduell. So kann eine Berührung vom Streicheln über den Arm des Kindes immer weiter gehen bis zu Berührungen im Intimbereich. Auch wird durch den häufig pflegerischen Kontext die Handlung der Mutter durch die Betroffenen nicht in Frage gestellt. Das Tun der Mutter wird eher als Notwendigkeit empfunden statt als sexueller Missbrauch gesehen.

Durch diese subtile Form des sexuellen Missbrauchs wird die Tat auch seltener als solche wahrgenommen. Dies wiederum verstärkt das Klischee, dass eine Frau/ Mutter ja gar keine Täterin sein könne. Betroffenen wird daher häufig nicht geglaubt. Selbst wichtige Professionen in diesem Bereich wie Polizei und Ärzt*innen laufen oft in diese Erwartungsfalle.

Wo findet sexueller Missbrauch durch Frauen statt?

Neben dem sexuellen Missbrauch durch die Mutter gibt es noch andere Situationen, wo sexueller Missbrauch durch eine Frau stattfindet. Dazu zählen sexueller Missbrauch durch die Tante, eine Freundin der Eltern oder durch eine Betreuerin in einer Kindertagesstätte. Den eigenen Eltern zu sagen, dass einen die Tante oder eine Freundin der Eltern sexuell missbraucht hat, ist besonders schwierig. Dies erschwert es Betroffenen, sich jemandem anzuvertrauen und Hilfe zu bekommen.

Was geschieht bei sexuellem Missbrauch durch die Mutter in der Psychotherapie?

In der Psychotherapie geht es darum, als ersten großen Schritt den sexuellen Missbrauch als solchen anzuerkennen. Dies muss und kann auch üblicherweise nicht sofort geschehen. Es gilt als ein erstes und wichtiges Ziel. Häufig ist den Betroffenen bereits klar, dass das was ihnen angetan wurde, weder normal noch in Ordnung war. Die konkrete Benennung fällt dennoch schwer.

Die Psychotherapie hilft dabei, sich langsam heranzutasten, sich in Eigenregie damit zu beschäftigen. Die betroffene Person kann selbst bestimmen, welcher Aspekt des Erlebten aufgedeckt werden. Dies ist wichtig, weil es einen starken Kontrast zum Erlebten darstellt. Im Unterschied zu damals kann die Betroffene Person selbst bestimmen und sich Stück für Stück das Gefühl von Kontrolle zurückholen. 

Auf diesem Weg stehe ich Ihnen konsequent, genau und mit all meiner Empathie gerne unterstützend zur Seite.